Model: Wincent Weiss stand in Milano schon für Versace auf dem Laufsteg.
Model: Wincent Weiss stand in Milano schon für Versace auf dem Laufsteg.

Er war DSDS-Kandidat, stand unter anderem für Versace auf dem Laufsteg und macht heute deutsche Pop-Musik. Wincent Weiss hat es geschafft – ganz ohne Dieter Bohlen.

Wincent Weiss ist der wohl vielversprechendste Name in der deutschen Pop-Industrie. Der 24-Jährige sieht gut aus, hat eine tolle Stimme und schreibt seine Musik selbst. Erst mit 17 brachte er sich das Gitarrespielen und das Singen bei. 2013 nahm er bei «Deutschland sucht den Superstar» teil und landete dort unter den 30 besten Kandidaten. Zwischendurch modelte er unter anderem für Versace in Milano. Am 11. April 2016 erschien sein grosser Hit «Musik sein». Danach dauerte es über ein Jahr, bis Wincent Weiss sein erstes eigenes Album «Irgendwas gegen die Stille» veröffentlichte. Wir sprachen mit ihm über die Produktion, das Tourleben und seine Fitness.

Dein erstes Album «Irgendwas gegen die Stille» ist nun auf dem Markt. Wie waren die Reaktionen?
Am Erscheinungstag selbst gab es das Album nur digital, noch nicht physisch, da es ein deutscher Feiertag war. Und dementsprechend gab es auch nur Online-Rezensionen, da ja keine Zeitungen erschienen. Das war speziell. Aber die Reaktionen waren alle sehr positiv, das freut mich.

Der Titel «Irgendwas gegen die Stille» klingt ja etwas salopp, findest du nicht?
Das ist eine Songzeile aus dem Song «Musik sein», aus meinem ersten grossen Hit. Das wollten wir zementieren, und mit dem Album wollen wir für jeden etwas gegen die Stille liefern. Welcher Track das dann ist, kann jeder für sich selbst entscheiden.

Was war dir wichtig bei der Albumproduktion?
Dass ich immer dabei bin. Wir waren tage- und nächtelang im Studio und haben Songs geschrieben und produziert. Und wichtig war mir auch, dass man mich auf dem Album besser kennenlernen kann.

Sind alle Texte autobiografisch?
Ja, alle. «Nur ein Herzschlag entfernt» hab ich beispielsweise für meine kleine Schwester geschrieben. Und dann gibt es Songs über meine erste Beziehung, meine aktuelle Beziehung, meine besten Freunde, über einen Freund, der Selbstmord begangen hat, und über meine Familie. Einfach alles, was mich in den letzten Jahren in meinem Leben beschäftigte.

«Ich habe mir erst mit 17 Jahren eine Gitarre gekauft.»

Du warst in diesem Jahr in der deutschen Jury des Eurovision Song Contest. Eine Teilnahme wäre doch auch etwas für dich!
Ach nee … Ich bin superfroh, dass ich in der Jury war, das war eine Ehre. Ich glaube, der Konkurrenzkampf wär nichts für mich. Ich singe lieber an Konzerten für meine Fans, ich möchte mich nicht mit anderen Ländern und Künstlern messen.

Was gefällt dir an Konzerten am besten?
Die Fankontakte. Ich springe gerne mal während eines Auftritts in die Menge und laufe im Publikum umher. Die Reaktionen der Fans sind immer interessant. Ich vergesse nie mehr
den Moment, bei dem die Fans zum ersten Mal meine Songs mitgesungen haben.

Macht die grosse Fanliebe manchmal Angst?
Bis jetzt nicht. Wenn man erfolgreicher ist, dann ist das bestimmt extrem, aber bei mir ist momentan noch alles im normalen Bereich.

Hat noch kein Fan an der Haustür geklingelt?
Nein, zum Glück nicht (lacht).

Wie sieht das Tourleben aus? Habt ihr einen Tourbus?
Ja, hatten wir bei der letzten Tour zum ersten Mal. Ich kann darin schlafen wie ein Baby, da wird man quasi in den Schlaf gewackelt. Supercool! Morgens kommt man in der nächsten Stadt an, Frühstück, Aufbau, Soundcheck, Interviews, Einlass, Auftritt, Autogrammstunde und Fotos, und dann geht es schon wieder weiter.

Wie hältst du dich fit?
Ich gehe gerne Joggen und versuche, in den Hotels in die Fitnessräume zu gehen. Ich versuche so gut es geht gesund zu essen, was sich auf Tour schwierig gestaltet. Da muss man auch manchmal in einer Tankstelle essen. Jedes Jahr zu Silvester nehme ich mir immer diese Dinge vor, die ich einen Monat später nicht mehr einhalte.

Warst du schon als Kind musikalisch?
Nein, ich bin ein Spätzünder. Ich habe mir erst mit 17 eine Gitarre gekauft und mir selbst das Spielen und Singen beigebracht. Meine Familie ist total unmusikalisch, ich hatte gar nichts mit Musik am Hut.

Welche Musik hörst du privat?
Metal. Bring Me The Horizon, Asking Alexandria und Issues sind meine Lieblingsbands. Aber die Namen sagen den meisten nichts.

Ein krasser Kontrast zu deiner eigenen Musik!
Klar, aber auf Deutsch kann ich mich viel besser ausdrücken und die Lieder viel besser schreiben. Zudem fühle ich mich im Deutschpop beim Singen sehr wohl.

Wer sind deine musikalischen Vorbilder?
Die hab ich nicht wirklich. Früher wollte ich immer so singen können wie Chester Bennington von Linkin Park. Aber natürlich möchte ich irgendwann so bekannt werden wie Andreas Bourani.

Kurz vor der Echoverleihung 2017 hatte sich Jan Böhmermann in seiner Sendung «Neo Magazin Royale» lustig über die deutsche Pop-Musik gemacht. Berechtigte Kritik?
Ich habe es leider nicht gesehen. Das ist ja sein Job, die Satire, aber eigentlich hätte
er seine Kritik auf jeden Musikstil ableiten können und nicht nur auf Deutschpop. Aber wir machen ja die Musik für die Leute, die Deutschpop mögen, und davon gibt es ja ganz viele. Wer es nicht mag, muss es ja auch nicht hören.

Was gefällt dir an der Schweiz?
Die Hotels finde ich hier alle super. Und das Essen, aber es ist superteuer. Ich habe einmal in St. Gallen für zwei Döner 48 Franken bezahlt.

Was war denn da drin? Gold?
Nein, das habe ich mich aber auch gefragt. Das war ein normaler Döner mit einem Wasser. Aber vielleicht haben die uns auch über den Tisch gezogen, das war nachts um 3 Uhr und ich war etwas angetrunken (lacht).

Ein Partymensch!
Momentan nicht. Damals sind wir in einem Club aufgetreten und sind dann gleich noch für die Party geblieben. Aber jetzt dreht sich alles nur noch um die Musik, für Partys bleibt nicht viel Zeit übrig. Leider.

Also feierst du schon gern?
Klar, aber ich muss mich ja auch schonen, schon alleine wegen der Stimme. Wenn man einmal trinkt, kann man am nächsten Tag nicht singen. Nach einem Auftritt sitzt meine Band immer zusammen und gönnt sich ein Bier, und ich sitze dann daneben und schaue zu. Ausser, ich habe den Tag danach frei.

Wincent Weiss stellte sich unseren Fragen in der Rubrik «Über- oder unterbewertet?». Zu sehen online im Ticketcorner-Blog.

WINCENT WEISS
Mi 06. Dezember 17, Volkshaus Basel
Do 07. Dezember 17, Bierhübeli Bern
TICKETS