Fotos: Ingo Höhn

Veronica Fusaro ist erst 21 – und darf am 19. Oktober die Baloise Session eröffnen. Wir haben die junge Thunerin getroffen, die sich und ihre Musik mittlerweile auf der ganzen Welt präsentiert – die Überfliegerin kommt überall an.

Es war in Basel, wo Veronica Fusaro es zum ersten Mal wagte, vor Publikum auf der Strasse aufzutreten. «Basel war weit genug weg von Thun und es gab für Strassenmusiker gäbige Spots. Ich war damals 15 oder 16», erinnert sie sich. Bloss fünf Jahre später kehrt sie nach Basel zurück, um dort am 19. Oktober zusammen mit Sunrise Avenue den Eröffnungsabend der Baloise Session zu bestreiten. Die erst 21-Jährige hat es ins Line-up eines der renommiertesten Schweizer Musikevents geschafft – an den Folgeabenden werden dieses Jahr Musiker wie John Legend, Lauryn Hill, Blues- Legende Buddy Guy und Reggae-Ikone Jimmy Cliff auftreten.

Veronica Fusaro-30In einem Atemzug mit diesen internationalen Künstlern genannt zu werden, ist für eine erst 21-jährige Schweizerin beachtlich. Für Insider der Schweizer Musikszene ist es eine logische Konsequenz – denn sie haben Veronica Fusaro schon länger auf dem Radar. TV-Produzenten, Journalisten und Award-Juroren streiten sich bereits darum, wer von ihnen sie denn nun zuerst entdeckt habe.

«Aber eigentlich hat mir das gut getan. In der Zeit danach hat sich niemand mehr für mich interessiert. Ich konnte Musik machen, ohne dass mir jemand dreinredet. Und konnte so meinen Sound finden.»

Bereits ranken sich um Veronica Legenden – doch bleiben wir bei den Fakten: Vor nur sechs Jahren hat in ihrem Musikkeller zu Hause in Thun alles angefangen. Dort begann Veronica Fusaro mit 14 Jahren an Songs zu schreiben, nahm dann an diversen Nachwuchswettbewerben teil. Mit 17 auch an der 2. Staffel der TV-Show «Voice of Switzerland», schied in der dritten Phase aus. «Klar, damals war ich enttäuscht», erinnert sie sich heute, und sagt dann: «Aber eigentlich hat mir das gut getan. In der Zeit danach hat sich niemand mehr für mich interessiert. Ich konnte Musik machen, ohne dass mir jemand dreinredet. Und konnte so meinen Sound finden.»

Was ihr schon wenig später gelang: Beim M4Music Festival wurde ihre Einsendung 2016 als «Demotape of the year» gekrönt, dann wurde Veronica vom Radio SRF 3 zum «Best Talent» gewählt und im Jahr darauf für die Swiss Music Awards nominiert. Schon im letzten Jahr bewies sie sich live auf den Bühnen vieler Festivals – vom Rock Oz’Arènes über Moon & Stars, Stars in Town Schaffhausen bis zum Gurtenfestival trat sie in allen Landesteilen der Schweiz auf, oder war Supporting Act für Passenger, L.P. und andere. Im Februar trat sie an den Swiss Music Awards auf – im grossen Hallenstadion und vor grossem TV-Publikum.

Eine «unauffällige, unnahbare Ruhige», die sich überallhin traut.

Die junge Frau mit Brille fällt auf. Das verdankt sie ihrer auffällig guten Musik und ihrer gleichzeitigen Unauffälligkeit. Veronica Fusaro gilt als verschlossen und unnahbar – ein Image, das sie so nicht gelten lassen will, wie sie im Gespräch mit event. sagt: «Ich spreche gerne mit Menschen, bin daher nicht die Verschlossenste».

Foto: Tobias Sutter
Foto: Tobias Sutter

Es sei schon so, dass ihre Freunde sie eher als ruhig bezeichnen. Aber unnahbar und nur introvertiert sei sie nicht. Woher rührt denn dieses Image? «Vielleicht hat das etwas mit dem Cover meiner aktuellen EP zu tun», vermutet Veronica, «…weil ich da nicht lächle?» Die EP heisst «Ice Cold».

 

 

Die Eiseskälte wird jedoch mit Ironie gebrochen, denn Veronica hat auf dem Cover ein Glace in der Hand, das bereits schmilzt und tropft. «Jeder kann da hineininterpretieren, was er will. Das ist doch das Schöne daran.» Im Gespräch wirkt Veronica keineswegs unnahbar – und gar nicht menschenscheu.

Genauer betrachtet ist sie sogar die Schweizer Newcomerin, die sich am wenigsten versteckt und am meisten traut. Veronica Fusaro ist rund um den Erdball unterwegs, um sich und ihre Musik selbstbewusst auf der ganzen weiten Welt zu präsentieren. So nahm sie in New York an Jam Sessions teil, gab in Los Angeles Showcases und wurde dort sogar vom Schweizer Konsul zum Mittagessen eingeladen. Veronica spielte an Nachwuchsfestivals wie dem Waves in Wien, am Reeperbahnfestival in Hamburg und dem Great Escape im englischen Brighton. Kurz nach den Swiss Music Awards flog sie nach Südkorea, wo sie in Pyeongchang an den Winter Olympics eingeladen war.

 «Ich mache Musik, weil ich sie einfach brauche.»

Im September wird sie am Festival Music Matters in Singapur teilnehmen, später ist auch ein Besuch in Australien geplant. Ihr umtriebiger Manager Stefan Schurter war im Juli dort, um dies vorzubereiten – und am 19. Oktober wird bereits ihre neue Single erscheinen. «Ich mache Musik, weil ich sie einfach brauche.» Veronica Fusaro sitzt also nicht in ihrem Keller in Thun, um darauf zu warten, entdeckt zu werden. Aber sie kämpft auch nicht verbissen um Ruhm. Die Passion hat sie nicht verloren: «Während des Schreibens ist Musik das natürlichste, das mir widerfährt. Ich mache das einfach, weil ich es brauche und kann gar nicht ohne!»

Als bisherigen Karrierehöhepunkt sieht Veronica Fusaro ihre Plattentaufe in der Cafe Bar Mokka in Thun. «Denn da wollte ich schon immer spielen … und natürlich der Auftritt im Hallenstadion. Das war immer mein Traum gewesen.» Inzwischen hat sie ein neues Wunschkonzertlokal: «Ich liebe New York – und es wäre toll, einmal im Madison Square Garden zu spielen.» Wer Veronica Fusaro kennengelernt hat, ist überzeugt: Für sie ist auch das nicht unerreichbar.

BALOISE SESSION
19.10 – 06.11.2018, Messe Event Halle Basel
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