Dank nahezu ausserirdischen Sinneseindrücken kommt Tori Amos mit ungewöhnlichen Songs zu irdischem Erfolg. Vier erzählen aus ihrem Leben.
A Sorta Fairytale (eine Art Märchen), 2002: Der Titel des grössten Hits der klassisch ausgebildeten US-Amerikanerin lässt sich auch auf ihre Karriere übertragen: Tori Amos (54) hat nie etwas anderes gemacht als Musik. Als Wunderkind spielt sie Piano, seit sie die Tasten erreichen kann. Mit zwei spielt sie Lieder nach, die sie nur einmal gehört hat, mit drei gehts an Kompositionen. Das Märchen geht weiter: Das Peabody Institute, ein Konservatorium in Baltimore, gibt Amos im Alter von fünf Jahren als jüngster Studentin in der Geschichte des Instituts ein Stipendium – um sie mit elf wieder rauszuschmeissen. Der Grund: Amos interessiert sich nicht nur für Klassik, sondern genauso für Rock und Pop. Geschadet hat ihr der Rausschmiss nicht: Die Dame hat schlicht märchenhaftes Talent.
Amber Wave (Bernstein-Wellen), 2002: Eine Bernstein-Welle oder auch ein andersfarbenes Lichtwesen sieht Amos, wenn sie einen Song fertig hat. Ihr ist Chromästhesie angeboren, eine Überlappung der Sinnesempfindungen, die beim Hören von Tonfolgen Farbwahrnehmungen auslösen. «In fünfunddreissig Jahren», sagt Amos dazu, «habe ich in unterschiedlichen Songs nie dasselbe Lichtwesen gesehen. Jeder Song ist eine einzigartige, architektonische Komposition von Architektur, Farbe und Licht. Ich habe diese ausserirdische Welt zum ersten Mal mit drei Jahren betreten, als ich eine Komposition von Bela Bartok hörte. Es war die reinste Euphorie.»

Spark (Funke), 1998: Bis die Euphorie oder der Funke auf das Publikum überspringt, dauert es noch ein Weilchen. Amos tingelt zwar schon mit zarten 13 – immer von ihren christlichen Eltern überwacht – durch Bars. Um aber ein grösseres Publikum zu erreichen, braucht es ein kleineres Erdbeben. Ihr Debütalbum «Little Earthquakes» bringt ihr 1992 den lang ersehnten Erfolg. Seither hat sich der so gesprungene Funke zu einem Flächenbrand ausgedehnt: Fünfzehn Soloalben, acht Grammy-Nominationen, einen Echo Award, fünf Nominationen für den MTV VMA Award, ein geschätztes Vermögen von 55 Millionen Dollar und über 1000 gespielte Konzerte.
God (Gott), 1994: Amos ist eigentlich selbst so eine Art Göttin – zumindest im Universum des US- Starautoren Neil Gaiman (56). In dessen Graphic-Novel-Epos «Der Sandmann» ist sie als Göttin Delirium verewigt. Ins Delirium katapultiert die Mezzo-Sopranistin auch regelmässig ihre Fans: Im September mit ihrer neuen Tour und dem gleichnamigen neuen Album «Native Invader».
Für solche Songs lieben wir Tori Amos: Video zu «Crucify»
TORI AMOS
18.09.2017, Theatre du Leman Geneve
21.09.2017, Volkshaus Zürich
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