Nach 28 Jahren Chormusik ist Bo Katzman mit seiner Band The Cat Pack und dem Album «The Truth» zurück. Wird er so an seine grossen Popstar-Erfolge in den Achtzigerjahren anknüpfen? Für den Ticketcorner Blog präsentiert er einen seiner neuen Songs in der Ticketcorner Live Session.
Nach langer Zeit mit dem Chor sind Sie zurück mit Album und Band. Was ist das für ein Gefühl?
Ich komme mir ein wenig pioniermässig vor, weil ich das sichere Nest verlasse. Wir hatten viele Jahre ausverkaufte Tourneen. Einen neuen Weg zu gehen, brauchte schon eine grosse Portion Mut und eine Menge Energie.
Warum haben Sie die Tourneen mit dem Chor eingestellt?
Ich hatte einfach wieder Lust auf musikalisches Neuland. Du musst die Beherztheit haben, aufhören, wenn du spürst, dass die Zeit dafür gekommen ist. Ich wollte wieder mit meiner Band in kleineren Lokalen spielen und die Musik machen, die mir trotz des Erfolgs mit dem Chor gefehlt hat. Das heisst aber nicht, dass ich die Gospelmusik mit dem Chor nicht auch mit Begeisterung gemacht habe. Den Chor gibt es übrigens immer noch, allerdings in einer stark verkleinerten Formation.
Die Musik tönt weniger poppig als früher. Blues, Country und Rock wechseln sich ab.
Das hat sich so ergeben. Ich habe mir die Freiheit genommen, mich nicht einem Stil zu verpflichten, sondern dem einzelnen Song. Jedes Lied hat eine eigene Persönlichkeit. So tönt das Album nun spannend und abwechslungsreich. Live werde ich aber auch meine grössten Hits wie z.B. «I’m In Love With My Typewriter» aus den 80er-Jahren spielen.
Das Album heisst «The Truth». Welche Wahrheit verraten Sie?
Mit dem Titel verbindet sich eine persönliche Erfahrung, die ich musikalisch verarbeite. Ein Mensch, der mir nahestand, war nicht ehrlich zu mir. Das hat mich schwer verletzt. Mir wurde klar, wie wichtig es ist, dass man Freunden gegenüber wahrhaftig ist, selbst wenn es dazu Mut braucht. Lügen ist ein Zeichen von Feigheit. Mit diesem Titel möchte ich – gerade in Zeiten von Fake-News – der Wahrhaftigkeit die Fahne hochhalten.
Sie sind 65 geworden. Andere gehen in dem Alter in Pension. Was treibt Sie an, weiterzumachen?
Was soll ich in einem Stuhl sitzen und die Zeit verstreichen lassen? Ich bin von einem Motor angetrieben, der gerne Musik macht. Und diese Maschine läuft einfach weiter. Ich habe nach wie vor Power. Es ist die Freude und die Neugier, die mich dranbleiben lassen. Was kommt noch? Was kann ich noch erreichen?
Was erhoffen Sie sich mit dem neuen Album?
Wenn ich Musik mache, lebe ich nach dem Lustprinzip. Ich versuche, nicht nur meine eigenen Gefühle auszudrücken, sondern auch die des Publikums. Wenn ich dabei den Nerv treffe, hat auch der Erfolg eine Chance.
Parallel dazu sind Sie mit Ihrer Tochter Ronja mit dem Programm «Double Emotions» unterwegs.
Wir treten als Duo zusammen in Kleintheatern und an Firmenanlässen auf. Es ist ein humorvolles Programm. Nebst Duetten aus der Popwelt singen wir Lieder, die gar nicht als Duett vorgesehen sind. Das führt zu völlig neuartigen Interpretationen der Songs. Wir sind erfreulich erfolgreich damit.
Auf was in Ihrer Karriere sind Sie besonders stolz?
Stolz ist vielleicht nicht ganz der richtige Begriff. Ich habe Freude daran, dass ich so viele Menschen dazu motivieren konnte, mit mir Musik zu machen, und alles so gut geklappt hat. Zu gewissen Zeiten zählte mein Chor über 200 Mitglieder. Den Erfolg habe ich nie als selbstverständlich angesehen. Ich habe immer gestaunt und gedacht: Was passiert denn da? Wenn ich zurückschaue, freue ich mich einfach.
Im Alter von 20 Jahren hatten Sie eine Nahtod-Erfahrung. Wie sehr hat Sie diese geprägt?
Ich fragte mich: Wie kann ich klinisch tot sein und trotzdem hören und sehen, was um mich herum passiert? Dieses Ereignis hat meine Psyche beeinflusst und mir die Angst vor dem Tod genommen. Ich bin seit dem Nahtod-Erlebnis überzeugt, dass es nach dem Leben in einem anderen Zustand weitergeht. Dadurch bin ich mutiger geworden.
Seit wann haben Sie davon geträumt, Popstar zu werden?
Das hat mit Elvis Presley angefangen, als ich neun Jahre alt war. Ich hab ihn auf der «Bravo»-Titelseite gesehen und gedacht: Das will ich auch. Zu Weihnachten bekam ich dann eine Gitarre geschenkt und begann zu singen. Das war die Initialzündung. Allerdings dachte ich, Musiker ist kein Beruf. Mir kam gar nicht die Idee, darauf zu setzen. Mein ursprünglicher Wunsch war, Lehrer zu werden.
Wie viel Mut hat es damals gebraucht, den Job als Musiklehrer aufzugeben und voll auf die Karriere im Showbusiness zu setzen?
Geplant habe ich den Weg nicht. Alleine durch die intensive Beschäftigung mit Musik und durch mein Bestreben, alles mit vollem Einsatz zu machen, hat sich meine Karriere ergeben. Ich bin mit jugendlichem Leichtsinn hineingestürmt und dachte: Das wird schon klappen. Zweifel hatte ich nie.
Wie lange möchten Sie noch auf der Bühne stehen?
Das Tolle ist: Im Gegensatz zu einem Sportler oder Tänzer hat ein Musiker kein Ablaufdatum. Deshalb erübrigt sich diese Frage. Solange ich Freude habe und bei guter Gesundheit bin, mache ich weiter. Im Moment stehen die Ampeln auf Grün.
BO KATZMAN & THE CAT PACK
27.10. bis 23.12.17, diverse Orte
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