Erfolgreich als Chansonnier und eben noch mit Star-Autor Martin Suter auf Kultur-Tournee, sorgt Stephan Eicher bald dafür, dass an Festivals die Post abgeht. Wo er zusammen mit der Balkansound- Truppe Traktorkestar auftritt, da schneit es Konfetti, wird grilliert, und es schweben Seifenblasen durch die Luft – pure Ekstase! Wir sprachen mit dem vielseitigen Musiker und mit Traktorkestar-Gründer Balthasar Streit.

event.: Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
Balthasar Streit: Im Hotel Schweizerhof in Bern haben wir uns 2017 zum Kaffee getroffen. Da ging es erst nur um einen Auftritt am Festi’neuch. Stephan wusste schon, dass er dort spielen wird und wollte bei der zweiten Hälfte des Konzert Bläser dabeihaben.

Stephan ist also auf euch zugekommen?
Stephan Eicher: Vorher haben die Jungs mich gar nicht gekannt!
Balthasar: Nun ja, einige von Stephans Songs kannte ich natürlich: «Déjeuner en paix», «Hemmige», «Alpeflug» und so. Aber es war schon so, dass vor allem unsere Mütter begeistert waren, als wir ihnen von Stephan Eicher erzählten!
Stephan: Am Festi’neuch haben wir festgestellt, das funktioniert eigentlich noch ganz gut! Bei Traktorkestar geht es sehr demokratisch zu und her. Es war nicht die Idee, dass Traktorkestar meine Begleitband wird, vielmehr bin ich der Sänger von Traktorkestar.

War immer klar, dass vor allem deine Songs gespielt werden – oder dass
auch neue Songs entstehen?
Stephan: Ich wollte eigentlich ein Dance-Album machen, aber dann hatte ich plötzlich diese neue Soundwelt um mich herum. So sind dann auch neue Songs entstanden.

«Mit Traktorkestar ist es elektrisiert, gefährlich, inspirierend.»

Blasorchester faszinieren dich?
Stephan: Ja unbedingt! Ich habe das mal an Allerheiligen auf dem Friedhof von Engelberg erlebt. Da stand ich hinter dem Dorforchester, neben der Bassdrum. Das Blasen, das Blechige! Das kann das Streichorchester nicht. Mit Blasinstrumenten kann man auch herumlaufen, muss nicht sitzen wie die Streicher. Die Musiker sind immer in Bewegung – bei uns haben wir das auf die Spitze getrieben.
Balthasar: Eigentlich sollten wir mal messen, wie viele Kilometer wir da jeweils zurücklegen.

Stephan: Mit Traktorkestar ist es ganz anders, als wenn ich mit Martin
Suter auftrete. Mit Martin ist es «Kultur», mit den Jungs ist es elektrisiert, gefährlich, inspirierend.
Balthasar: Ja, es gibt ein paar Spots, wo wir ein wenig ausflippen. Es entstehen dabei einfach immer so kurlige Sachen, für das Publikum überraschend – und auch für uns selbst.
Stephan: Manchmal weiss man nicht, wo es hingeht. Es ist so eine Veitstanzgeschichte. Manchmal hat es so Kunstperformance-Elemente. Aber manchmal sind wir auch brav und spielen einfach unser Repertoire.

Ist es Zufall, dass ihr bei uns bald an Festivals und nicht in Hallen
spielt?
Stephan: Ganz ehrlich, eigentlich mag ich Festivals gar nicht so gerne.
Balthasar: Aber wir lieben sie!
Stephan: Liebe machen, Ameisenhaufen im Wald – ich bin nicht mehr in diesem Alter! Da fällt mir ein, wir hatten doch mal ein Konzert auf
einer Skipiste…
Balthasar: … wo du die Gäste zum Schneeballwerfen aufgefordert hast!
Stephan: Also mit den Jungs machen Festivals extrem Spass – sodass
ich schliesslich gesagt hab: Bringt uns die Festivals!
Balthasar: Einer unserer Musiker geht regelmässig ans Paléo – dort zu spielen, war schon lange sein Traum. Er sagt, anschliesssend werde er seine Posaune an den Nagel hängen und auswandern.

Hoffen wir, dass er noch bleibt!
Stephan: Wir spielen da am Samstag auf der grossen Bühne, und da können wir dann endlich auch wieder deine Seifenblasenmaschine einsetzen. Und grillieren!

Balthasar, was habt ihr von Stephan gelernt?
Vieles. Eine andere Art, an Songs heranzugehen. Es gibt Songs, die wir
heute schon wieder ganz anders spielen, als sie es auf dem Album sind. Wir haben extrem viel gelernt und sind auch viel flexibler geworden.
Stephan: Traktorkestar ist so ein Gebilde, das zusammenhält. Die hören aufeinander, gehen aufeinander ein, stärken einander den Rücken.

Was wünscht ihr euch vom Festivalpublikum?
Balthasar: Dass die Leute nicht nur dort sitzen, reden und Föteli machen.
Stephan: Leuten mit einer Konfettiphobie würde ich raten, besser zu Hause zu bleiben.

Stephan Eicher & Traktorkestar
27.07.2019, Paléo Festival Nyon
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