Io senza te - das Musical 2016

Sie haben Schweizer Musikgeschichte geschrieben: Peter, Sue & Marc. Im Ausland wurden sie sogar als die Schweizer Version von Abba bezeichnet. Das Musical mit ihren grössten Hits geht dieses Jahr in die zweite Spielzeit. Wir trafen die Hauptdarsteller Anja Haeseli (29), Jörg Neubauer (39) und «Plüsch»-Sänger Ritschi (37) zum Gespräch.

event.: Nach dem letztjährigen Erfolg von «Io senza te» geht es jetzt weiter. Was wird in der zweiten Spielzeit anders – und noch besser?

Anja Haeseli: Ein Teil der Darsteller ist neu, weil nicht alle von der alten Besetzung wieder dabei sind. Zudem wird das Stück aufgefrischt und optimiert.
Jörg Neubauer: Das ist ein normaler Prozess. Dort schaut man, welche Stellen funktionieren und welche nicht. Dabei werden aber nur Kleinigkeiten verändert, die dem Stück mehr Zug geben.
Ritschi: Dieses Jahr haben wir natürlich auch die Gewissheit, dass unser Team funktioniert. Für mich als Musical-Neuling ist es auch beruhigend zu wissen, dass es gut ankommt, was ich mache. Letztes Jahr war es noch ein grosses Rätsel, wie das Stück ankommen wird. Wir hatten wir jeden Abend stehende Ovationen, das ist ein wunderschönes Gefühl.

Wann seid ihr zum ersten Mal mit der Musik von Peter, Sue & Marc zusammengekommen?

Jörg: Beim Vorbereiten fürs Casting. Und es ist witzig: 2002 war ich bei der Premiere der deutschen Version von «Mamma Mia!» dabei. Die Musik von Peter, Sue & Marc erinnerte mich durch ihre Vielseitigkeit sehr an Abba.

«Die Musik von Peter, Sue und Marc erinnerte mich sehr an Abba.» – Jörg Neubauer

Anja: Ich bin mit der Musik von Peter Reber aufgewachsen. 1987 – als ich geboren wurde – hatten sich die drei ja schon lange getrennt. Beim Lernen fürs Vorsingen dachte ich dann oft: Dieses Lied kenne ich doch!
Ritschi: In meiner Kindheit haben wir Radio BeO gehört. Die spielten natürlich oft Peter, Sue & Marc. Darum kam ich wohl am meisten in Kontakt mit der Musik der Gruppe. Es ist beeindruckend, wie Peter, Sue & Marc so viele Lieder in den verschiedensten Stilen machen konnten. Heute muss man sich als Künstler immer auf ein Genre festlegen.
Anja: Das ist ja auch das Spannende für uns. Als Musicaldarsteller sind wir auch auf ein Genre spezialisiert. Hier ist es Voraussetzung, dass wir breit gefächert sind.

«Sue hat sich im Laufe der Spielzeit immer mehr geöffnet.» – Anja Haeseli

Wie war es für euch, als ihr das erste Mal Peter, Sue und Marc live kennenlernen konntet?

Ritschi: Sie haben uns bei den Proben besucht. Und ich versuche nicht zu übertreiben: Es war echte Magie im Raum. Sie haben zwar eine Riesen-Geschichte hinter sich, aber sie sind Leute wie du und ich. Total herzlich.
Jörg: Auch wenn wir nicht die Geschichte von Peter, Sue & Marc im Musical erzählen, ist es für die drei trotzdem sehr persönlich. Es war schön zu sehen, dass sie vom Stück so berührt waren, dass sie es gleich mehrmals geschaut haben.
Anja: Interessant ist, dass Sue zu Beginn sehr schüchtern war und den Kontakt zur Öffentlichkeit mied. Aber Schritt für Schritt hat sie sich – mit dem Musical auch – geöffnet. Jetzt trat sie ja sogar wieder im Schweizer Fernsehen auf!

Gibt es für euch während der Vorstellung komische Situationen, die die Zuschauer gar nicht wahrnehmen?

Ritschi: Das ist mein Gebiet. Mir ist schon ein paar Mal während der Vorstellung ein guter Witz in den Sinn gekommen, den ich dann spontan vorgetragen hatte. Das findet die Produktion aber überhaupt nicht lustig. Ich musste erst lernen, dass man das nicht darf. Aber es gibt Stellen im Stück, bei denen man sich extrem zusammenreissen muss, dass man nicht loslacht.
Jörg: Wir dürfen uns in gewissen Szenen einfach nie in die Augen schauen, sonst fallen wir aus der Rolle und lachen.
Anja: Als Schauspieler kommt es aber oft vor, dass man individuell auf die Stimmung des Publikums eingeht. Die ist jeden Abend anders, da kann nur schon das Wetter einen grossen Einfluss haben. Wichtig ist uns, dass das Publikum merkt, dass wir auf der Bühne Spass haben.

Wie ist es für euch, jeden Abend dasselbe Stück zu spielen?

Anja: Jeder Abend ist anders. Schon allein durch die Stimmung im Publikum.
Jörg: Es geht ja darum, den Leuten eine Geschichte zu erzählen. Als Darsteller müssen wir uns jedes Mal neu auf eine Szene einlassen und so zu tun, als wir nicht wüssten, was als Nächstes passiert.
Ritschi: Das musste ich zuerst lernen. Nicht das Auswendiglernen ist das Schwierige, sondern ein Stück immer wieder neu zu erzählen und zu improvisieren, wenn jemand den Text kurz vergessen hat. Das Publikum darf nicht denken, dass das Stück von den Darstellern abgespult wird.

«Peter Reber hat mich zu einem neuen Song inspiriert.» – Ritschi

Ritschi, wird die Arbeit hier auch in deine neue Musik einfliessen?

Ritschi: Ja. Die Inspiration, die ich zum schreiben meiner Musik brauche, ziehe ich immer aus persönlichen Erlebnissen. Somit wird auch meine Zeit bei Io senza te ein Teil meiner Musik werden. Peter Reber hat mir einmal gesagt: «Das wichtigste ist, dass man immer an das glaubt, was man macht.» Dieser Satz inspirierte mich zu einem neuen Song. Zuerst kommt aber das Musical, Ende Januar 2017 dann das neue «Ritschi»-Album.

Wird es ein Plüsch-Comeback geben?

Ritschi: Nein, vielleicht werden wir irgendwann wenige Konzerte zusammen spielen, aber neue Musik wird es nicht geben. Jedes Band-Mitglied hat jetzt sein eigenes Leben. Ich konzentriere mich auf mein Soloprojekt.

Trinkt ihr nach der Show zusammen ein Feierabendbier?

Ritschi: Das würden wir natürlich gerne. Aber die Tage sind sehr lange, man muss sich in der Vorstellung drei Stunden konzentrieren, singen und auch tanzen. Das stellen sich viele leichter vor!
Jörg: Wir spielen acht Vorstellungen in einer Woche und müssen unsere Kräfte sammeln. Darum kann man gar nicht jeden Abend rausgehen. Aber natürlich haben wir uns schon nach einer fertigen Vorstellung ein Feierabendbier gegönnt.
Anja: Aber auch ohne Feierabendbier haben mich die Jungs immer sicher nach Hause gebracht! (lacht)

Schweizer Musical mit Südseefeeling

«Io senza te» ist das Musical mit den Hits der Schweizer Erfolgsgruppe Peter, Sue & Marc. Peter Reber, Sue Schell und Marc Dietrich gründeten die Band im Jahr 1968 und nahmen unter anderem vier Mal in vier verschiedenen Sprachen am Eurovision Song Contest teil. Zweimal erreichten sie den vierten Platz, 1981 mit «Io senza te». Die Band ging ab 1981 getrennte Wege.
Die Geschichte des Musicals beschäftigt sich nicht mit der Karriere von Peter, Sue & Marc, sondern mit einer fiktiven Ehe-Krise und einer Band, die nicht weiss, ob sie eine sein will. Mit den Hits von Peter, Sue & Marc will die Gruppe um Gio, Ky und Dieter die Ehe des Barbesitzers Jean-Rémy und seiner Frau Lilly retten. Danach ändert sich alles: Sie denkt ans Auswandern, der Band wird ein Plattenvertrag angeboten. Alle Beteiligten müssen sich diesen grossen Fragen stellen.

IO SENZA TE – DAS MUSICAL
01.09.-23.10.16, Theater 11 Zürich
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