Yvonne Catterfeld veröffentlicht heute ihr siebtes Album, das erste unter ihrem eigenen Label. Es zeigt: Die künstlerische Freiheit tut ihr gut.
Die Künstlerin
Yvonne Catterfeld (37) wurde durch ihre Rolle in der RTL-Serie «Gute Zeiten – Schlechte Zeiten» bekannt. Als Sängerin bewies sie sich mit ihren deutschen Megahit «Für dich», der von Dieter Bohlen produziert und unter anderem von Vanessa Mai gecovert wurde. Seither sind 14 Jahre vergangen, Catterfeld veröffentlichte von 2003 bis 2006 jedes Jahr ein Album. Anschliessend wurden die Abstände zwischen den Veröffentlichungen grösser, sie wechselte mehrmals die Plattenfirma.
Das neue Album
Das siebte Album ist für Catterfeld ein kleiner Neuanfang. Mit Veritable Records (Veritable, übersetzt «echt», «wahr», «unabhängig») hat sie ihr eigenes Plattenlabel gegründet. «Der Gedanke dazu kam mir bei ‹Sing meinen Song›. Dort sagten uns die Produzenten, dass wir machen dürfen, was wir wollen. Das fand ich sehr beeindruckend und befreiend», sagt sie. Davon ist wohl auch «Guten Morgen Freiheit» inspiriert.

Es ist Catterfelds erstes Album als Mutter, was sich manchmal in den Texten widerspiegelt. «Was Bleibt» ist ganz ihrem Sohn gewidmet: «Ganz leise höre ich dich atmen neben mir und bin Zuhaus’», heisst es da. Catterfeld präsentiert sich als Soul-Pop-Sängerin, sie arbeitete mit dem deutschen Produzententeam Beatgees zusammen, das für Namikas «Lieblingsmensch», MoTrips «So wie du bist» und Tim Bendzkos «Wenn Worte meine Sprache wären» verantwortlich ist. MoTrip ist auch auf einem der 15 Albumtitel zu hören.
Anspieltipps
Der Titelsong «Guten Morgen Freiheit» lässt schon zu Beginn ahnen, was man auf dem Album erwartet: Gemütlicher, souliger Pop gemixt mit Catterfelds sanfter und doch eindrucksvoller Stimme. Die kreative Auszeit und die künstlerische Freiheit stehen Catterfeld gut. So bietet das Album auch Experimente wie das rund 90-sekündige Lied «Naftali».
Urteil
Die Zeiten von Catterfelds Schlager-Pop sind definitiv vorbei: «Guten Morgen Freiheit» ist ein echter Geheimtipp für Fans von Tim Bendzko, Namika oder auch Sarah Connors deutschen Platten. Von letzterer unterscheidet sich Catterfeld allerdings mit ihrer souligeren Stimme. Auch die Kooperationen mit MoTrip, Chima, Bengio und Teesy tun dem Album gut. Es lohnt sich, auf die Texte zu hören: Die Songs «Irgendwas» und «Besser werden» kritisieren den Kapitalismus: «Muss denn wirklich alles besser werden, um gut genug zu sein? Weiter, schneller, höher, damit es endlich reicht», heisst es.
Yvonne Catterfeld über «Guten Morgen Freiheit»
Zu Beginn der Albumproduktion war erstmal nichts, sagt Catterfeld: «Mein Plattenvertrag lief aus, ich wusste nicht, was ich tun soll, da ich noch nie in dieser Situation war.» Doch das war mit der Gründung ihres eigenen Labels eine Chance, sie konnte das Ruder selbst übernehmen. Viele erwarteten von ihr melancholische Klänge: «Aber eigentlich bin ich sehr positiv. Ich bin eine, die vorantreibt und ich glaube, das spiegelt sich jetzt sehr in der Musik wider.» Mit dem neuen Label konnte sie auch etwas wagen: «Ich habe oft gedacht, dass ich auch Hiphop-Beats auf dem Album haben möchte. Und die Reaktionen waren immer negativ, aber ich hab’s einfach gemacht. Hinterher merkten alle, dass es passt. Vorher hätte ich vielleicht noch über einen solchen Schritt diskutieren müssen.» Die Produzenten des Albums, die Beatgees, stammen schliesslich aus dem Hiphop. «Sie symbolisieren, was ich schon immer mochte», sagt Catterfeld. «Ich habe ja Musik studiert. Dabei habe ich meine Zeit hauptsächlich mit Erykah Badu und Lauryn Hill verbracht. Mit dem Album kehre ich zu meinen Wurzeln zurück.»
Live
Yvonne Catterfeld tritt am 30. März im Theater 11 Zürich auf. Es ist ihre erste Tournee seit elf Jahren.
YVONNE CATTERFELD
Do 30. März 2017, Theater 11 Zürich
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