Eluveitie 2017
Sie stehen hinter Eluveitie: Kay Brem, Matteo Sisti, Fabienne Erni, Jonas Wolf, Chrigel Glanzmann, Alain Ackermann, Rafael Salzmann, Michalina Malisz und Nicole Ansperger (v. l. n. r.).

Die aktuell erfolgreichste Schweizer Band: Mit ihrem Folk Metal sind Eluveitie bei Kennern über den ganzen Globus bekannt. Dieses Jahr feiert die Gruppe ihr 15-jähriges Jubiläum. Und hätte das sogar fast vergessen.

Japan, Russland, Australien, Indien und USA: Die Tournee von Eluveitie geht um die ganze Welt. Die 2002 von Chrigel Glanzmann (42) gegründete Band zieht mit ihrem Folk Metal immer mehr Menschen in ihren Bann und ist aktuell die international erfolgreichste Schweizer Band. Im letzten Jahr wurde es für die Band aber turbulent: Einige Mitglieder verliessen die Gruppe, gründeten mit «Cellar Darling» gar ein eigenes Projekt. Trotzdem: Eluveitie haben sich im August mit dem neuen Album «Evocation II: Pantheon» und der neuen Sängerin Fabienne Erni (24) zurückgemeldet. Wir sprachen mit Chrigel Glanzmann und Fabienne Erni über das neue Album, ihren speziellsten Auftritt und wieso sie sogar mit Wissenschaftlern für ihre Songtexte zusammenarbeiten.

event.: Euer Album «Evocation II: Pantheon» ist akustisch. Wie entstand diese Idee?
Chrigel Glanzmann: Das war schon seit dem ersten Teil von Evocation im Jahr 2008 klar. Damals haben wir ein Akustik-Kozept mit einem inhaltlichen Faden geschrieben.

Die Musik ist auf diesem Album weniger Metal, mehr Folk. Wie nehmen die Fans das auf?
Fabienne Erni: Eigentlich positiv. Aber darauf muss man sich bei so einem Album einstellen, dass man nicht jedem gefallen kann. Ich habe sogar Freunde, denen das akustische Album besser gefällt als unsere Folk-Metalsongs. Der durchschnittliche Metal-Fan ist sehr empfänglich für so etwas, darum waren die Reaktionen auch gut.

Für die keltischen Texte benötigt ihr ja ein unglaubliches Wissen über Sprache, Kultur und Gottheiten.
Chrigel Glanzmann: Es ist umfangreich, aber auch öffentlich zugänglich. Vielleicht wirken wir wie Nerds, aber für uns ist es eine Frage von Respekt, dass wir uns akkurat mit der Geschichte auseinandersetzen.

«Eluveitie-Alben entstehen immer mit Hilfe von Wissenschaftlern.»

Wie kommt ihr zu dem Wissen?
Chrigel Glanzmann: Damals, als ich vor 15 Jahren Songs für unsere Demos schrieb, hatte ich Wissenslücken und mich bei einem Schweizer Wissenschaftler informiert. Er kannte noch mehr Wissenschaftler auf dem Gebiet und daraus entstanden langjährige Freundschaften. Eluveitie-Alben entstehen immer aus einer Zusammenarbeit mit diversen Experten von verschiedensten Universitäten in ganz Europa.

Eindrücklich! Fabienne, für dich muss das ja eine ganz neue Welt sein.
Fabienne Erni: Ja, Chrigel erzählt mir wirklich sehr viel und gibt mir Wissen weiter. Es ist sehr spannend!

Du hast ja auch Pop-Gesang an der Zürcher Hochschule der Künste studiert. Noch einmal etwas anderes.
Fabienne Erni: Ich kann nicht sagen, ich habe immer Metal oder Pop gehört. Ich habe vor allem gesungen, und vor allem aber Swedish Folk gehört. Ich habe einen breit gefächerten Musikgeschmack.

War das auch bei deinem Bachelor-Abschluss zu hören?
Fabienne Erni: Dort habe ich viel ausprobiert, da ich meine Richtung noch nicht kannte. Ein Freund meinte aber, dass sich meine eigene Musik wie eine Pop-Version von Eluveitie anhört. Ich habe mir eine Traumwelt mit Blättern, Moos und einem Baum vorgestellt und diese mithilfe von Geigen- und Flötenklängen erschaffen. Das war cool.

Auf sozialen Medien wirst du als neue Sängerin sehr gut aufgenommen.
Fabienne Erni: In die Fussstapfen einer guten Sängerin zu treten, ist eine grosse Herausforderung. Ich hatte die Kommentare anfangs gelesen, irgendwann nicht mehr. Ich gebe mein Bestes und manchen passt es, manchen nicht.
Chrigel Glanzmann: So Neubesetzungen sind immer etwas Schwieriges.

Wie war es für dich, Chrigel, die neue Sängerin zu finden?
Chrigel Glanzmann: Wir hatten monatelang gesucht, bis wir Fabienne gefunden haben. Ihre Vorgängerin Anna war und ist für mich eine der grossartigsten Sängerinnen überhaupt. Und ich musste durch ganz Europa reisen und mit fast hundert Sängerinnen Testaufnahmen machen. Und dann hat Jonas, unser Gitarrist, nebenbei erwähnt, dass er eine Sängerin vom Studium kenne. Und dann ging alles ganz schnell.

«Es war zu Beginn sehr schwierig, die altkeltischen Lieder zu singen.»

Fabienne, für dich muss das seltsam sein, in Altkeltisch zu singen.
Fabienne Erni: Ja, schon. Bei den alten Eluveitie-Songs kann ich ja die Songs hören und so die Laute kopieren, aber wenn wir neue Songs aufnehmen, geht das nicht mehr. Ich muss mir dann Eselsbrücken machen. Und irgendwann habe ich es so oft eingesungen, dass es dann sitzt.

Chrigel, welches Konzert ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Chrigel Glanzmann: Das war ein Konzert in Indien. Wir hatten einen quasi positiven Kulturschock, wir wurden dort so behandelt wie Michael Jackson und hatten sogar Militär-Eskorten. Wir waren in einem riesigen Hotelresort mit einem persönlichen Butler in einem Land, welches von Armut geprägt ist. Wir hatten keine Ahnung, was uns erwartet, da wir die indische Metal-Szene nicht kennen und auch nicht wussten, ob sie existiert und ob Leute zu unserem Konzert kamen. Auf der grossen Bühne dann sahen wir 20 bis 25 000 Personen, die alle unsere Texte auswendig konnten. Dies hat uns überrascht.

Was ist an euch selbst überraschend?
Fabienne Erni: Ich sammle Weihnachts-Schneekugeln. Ich kaufe auf den verschiedenen Weihnachtsmärkten immer eine, die Musik macht und habe auch schon viele Schneekugeln zu Hause.
Chrigel Glanzmann: Und ich lese wirklich viele wissenschaftliche Bücher über die keltische Kultur.

Wie verfolgt ihr die neue Band «Cellar Darling», welche von Ex-Mitgliedern von Eluveitie gegründet wurde?
Chrigel Glanzmann: Wir waren im Studio, als sie die Musik gemischt haben. Ich finde die Musik toll und bin auch ein bisschen stolz, dass sie so etwas Tolles auf die Beine gestellt haben. Es ist ja etwas Neues und Eigenes. Zudem tauschen wir uns manchmal auch aus, da gebe ich auch Tipps.

Wie habt ihr 15 Jahre Eluveitie gefeiert?
Chrigel Glanzmann: Das ist nun wirklich sehr peinlich. Ein Journalist einer Musikzeitschrift hat mich auf dieses Jubiläum aufmerksam gemacht. Wir haben das völlig vergessen.
Fabienne Erni: Da müssen wir ja noch etwas machen!
Chrigel Glanzmann: Eine Tischbombe kaufen! Oder wir machen einfach zu unserem 20. Jubiläum etwas Grosses.

ELUVEITIE & FRIENDS
Sa 30. Dezember 2017, Halle 622 Zürich
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