So etwas hat man noch selten erlebt: ein feuriges und dramatisches Musical aus Kuba mit einer Carmen muy caliente. Nach der Uraufführung 2016 in Paris tourt Carmen (La Cubana) durch Europa und reist sogar nach Shanghai.
An einem Abend zur Zeit der Revolution 1958 in Kuba. Carmen betritt zum ersten Mal die Bühne. Natürlich trägt sie Rot – und verdreht allen Männern den Kopf. Mit ihren schwarzen Locken, roter Korsage und schwarzem Rock steht sie rauchend auf der Empore. Sie wird nicht nur den glücklich verlobten José in den Wahnsinn treiben, sondern auch alle anderen Militärjungs sind ihr bereits nach einem Blick verfallen. Carmen, gespielt von Luna Manzanares Nardo, ist auch privat eine «Carmen»: eine unabhängige Frau, die für ihre Freiheit kämpft und dabei nicht vergisst, was sie will.
«Eifersucht liegt in meiner DNA»

Die schöne 28-Jährige erzählt von Eifersucht und dem Leben auf Tour: «Ich bin ständig unterwegs und habe immer wieder mit Männern zu tun. Da muss ich die Eifersucht beiseite legen.» Dies sei nicht immer einfach, da Eifersucht ein Teil ihrer DNA sei. Luna ist mächtig stolz – und das zu Recht. «Viele grosse Stimmen haben schon die Carmen gesungen. Ich bin die allererste kubanische Carmen. Das ist eine grosse Ehre und Herausforderung.» Auch dem Regisseur Christopher Renshaw war bereits bei der Audition klar: Die oder keine. «Ihr Herz kommt mit ihrer Stimme raus», schwärmt der 66-Jährige.
Bizet mit Big-Band-Sound
Statt eines klassischen Orchesters sitzt eine Big Band auf der Bühne: Die Bläsersektion und kubanische Rhythmusinstrumente wie Congas und Timbales sind das A und O einer (kubanischen) Big Band. Die Woodwings, der akustische Bass und die Violine sorgen für den typischen Bizet-Klang. Zusammen mit leidenschaftlichem Gesang und temperamentvollem Tanz setzt die Interpretation den klassischen und tragischen Stoff packend, leidenschaftlich und witzig um.

«Habanera war eine Prophezeiung»
Carmen, komponiert im Jahr 1875 vom Franzosen Georges Bizet, enthält Ohrwurm-Arien wie «La Habanera», deren Melodien selbst Menschen ohne grosse Opernkenntnisse ein Begriff sind. Musikalisch orientiert sich Carmen La Cubana an «Carmen Jones», einer vom Jazz inspirierten Musical-Adaption von Oscar Hammerstein, die er 1943 an den Broadway brachte, wo sie zu einem der erfolgreichsten Musicals der Vierzigerjahre wurde.
Edgar Vero, Co-Arrangeur und Associate Musical Director, hat den Stoff der Musik aufregend weiterentwickelt. «Es war unglaublich, als wir merkten, dass unsere kubanischen Rhythmen und Stile perfekt in die Musik von Bizet passen», erzählt der Arrangeur und fügt an: «Ich glaube, Bizet ist mit der bekannten Habanera eine Prophezeiung gelungen.»
Carmen La Cubana
30.10.2018 – 11.11.2018, Theater 11 Zürich
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