
Zuletzt war die aparte Country-, und Popsängerin wegen ihres turbulenten Privatlebens in den Schlagzeilen. Wegen einer Krankheit verlor sie ihre berühmte Stimme und wurde von ihrem Mann mit der besten Freundin betrogen. Ihren Schmerz und ihre Wut packt sie aufs neue Album. Die Therapie hat ihr gut getan. Trotz melancholischen Passagen hinterlässt «Now» ein gutes und leichtes Gefühl.
Die Künstlerin
Zusammen mit Céline Dion, Justin Bieber und Bryan Adams zählt Shania Twain zu den erfolgreichsten kanadischen Exporten. Ihre Musik ist im Country- und Pop-Genre verankert, doch die 52-Jährige ist experimentierfreudig. Und damit trifft die Wahlschweizerin (sie lebt seit mehreren Jahren am Genfersee) den Geschmack der Radiohörer, des Mainstreams. Fünf Grammys hat sie schon abgesahnt, ihr 1997 erschienenes Album «Come On Over» zählt zu den meistverkauften Werken einer Solokünstlerin. Doch wie es im Leben so oft ist: Wer ganz weit oben ist – so wie Shania Twain – kann ganz tief fallen. Grammys, Geld oder Erfolg hin oder her. 2010 lässt sich Twain scheiden, dies, nachdem sie ihr Ehemann mit der besten Freundin betrügt. Autsch! Zudem kämpft sie jahrelang mit dem Stimmverlust, eine Folge ihrer Borreliose-Erkrankung. Borreliose wird durch ein Bakterium ausgelöst. Sie ist die häufigste von Zecken übertragene Krankheit. Twain geht von Arzt zu Arzt, bis sie den richtigen findet, der ihr aus dem Dilemma hilft. Die Stimme kommt zurück, ist seitdem aber verändert. Für die starke Kanadierin, die im Alter von 22 Jahren bei einem Autounfall ihre Eltern verlor, kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Im Gegenteil: Sie packt ihren Schmerz auf ihr neues Album, lässt es in die Texte einfleissen, befreit sich, geht einen Schritt weiter.
Das Album
Dass «Now» jetzt erscheint, grenzt an ein Wunder. Shania Twain sagt über ihre Krankheit: «Nicht mehr singen zu können, war das Allerschlimmste. Ich war am Boden zerstört. Ich habe richtig um meine Stimme getrauert. Lange habe ich es allen geheim gehalten, dass das Singen nicht mehr ging.» Fans werden ihr bei ihrer Leidensgeschichte die 15 Jahre Wartezeit verzeihen. In den Songtexten verarbeitet sie ihre schwierige Vergangenheit, aber nie mit Schwermut, eher mit Melancholie. Das tut dem Album gut, gibt es den Texten einen interessanten Boden, derweil die Melodien sanft bleiben.
Das Urteil
Ein Comeback nach 15 Jahren und dies mit einer veränderten Stimme, dazu braucht es viel Courage. Shania Twain hat dies. Mehr noch, sie beweist mit ihrem neuen Werk, dass Popsongs und Balladen ihr Ding sind. Das Leben in neue Kompositionen zu packen, ist eine gute Idee, wie Shania Twain in «Now» beweist.
Anspieltipps
«Swinging With My Eyes Closed»: Achtung, dieser Song setzt sich im Gehirn fest. Beschwingte Reggae-Rhythmen
«More Fun»: Leichter Popsong, Ohrwurm-Refrain
«You Can’t Buy Love»: Cooler Popsong, erinnert teilweise an die grossartige Amy Winehouse. Groovy!
Hat sich schon zum Hit entwickelt: «Life’s About to Get Good»