Gorillaz «Humanz»: Album der Woche
Mal farbig, mal düster: Die Comics der Gorillaz.

Das fünfte Album von Gorillaz – «Humanz» – beweist ihre Vielseitigkeit.

Die Band

Beim MTV-Schauen in ihrer Londoner WG kamen Damon Albarn, Sänger der britischen Band Blur, und Jamie Hewlett, Zeichner und Co-Autor des Comics «Tank Girl», auf die Idee, eine virtuelle Pop-Band zu kreieren. Sie waren frustriert mit der austauschbaren Musik im Fernsehen und wollten mit Hilfe von Cartoon-Figuren einen kritischen Akzent setzen.

Gorillaz «Humanz»: Album der Woche
Albumcover: Die vier Figuren der Gorillaz stehen im Vordergrund.

Das war 1998. Nur drei Jahre später verkaufte sich ihr Debütalbum «Gorillaz» über sieben Millionen Mal und sie landeten daraufhin im Guinnessbuch der Rekorde als erfolgreichste virtuelle Band. 2006 gewannen sie mit ihrem Song «Feel Good Inc.» einen Grammy Award. Die Gesichter ihrer Zeichentrickfiguren 2D, Murdoc Niccals, Noodle und Russel Hobbs werden heute überall auf der Welt erkannt.

Nach sechs Jahren kommt endlich das neue Album «Humanz». Man kann den beiden Gorillaz-Schaffern aber nicht vorwerfen, eine Pause in dieser Zeit gemacht zu haben: Albarn hat eine Oper komponiert, sich mit Blur wiedervereinigt und auch noch ein Soloalbum herausgebracht. Hewlett hat eine Kunstgalerie in London eröffnet und arbeitete wieder an «Tank Girl» und – nicht zuletzt – hat geheiratet.

Gorillaz «Humanz»: Album der Woche
Demon Dayz: Die Gorillaz haben ein eigenes Festival geschaffen.

Dieses Jahr widmen sie sich voll und ganz dem Gorillaz-Projekt: Neben dem neuen Album brachten Albarn und Hewlett eine Virtual Reality/Augmented Reality Gorillaz App raus, arrangierten das erste Live Q&A mit Murdoc Niccals und 2D, und initiieren dieses Jahr sogar ein Gorillaz-Festival «Demon Dayz», das am 10. Juni 2017 in Grossbritannien stattfindet.

Das Album

Das fünfte Album «Humanz» ist genau das, was ein Gorillaz-Fan erwartet: Eine Überraschung. Etwas, das durch die heutigen technologischen Entwicklungen nicht mehr so einfach ist wie 2010. Im ersten Song schützen sie sich vor den hohen Erwartungen des Hörers mit dem Satz: «I switched my robot off / And I know more.»

Gorillaz «Humanz»: Album der Woche
Für die Albumpromo: Trotz ihrem virtuellen Dasein gaben die Gorillaz am 24. März 2017 ein Preview-Konzert in London.

Die melancholische und kritische Weltbetrachtung, die man von Gorillaz gut kennt, ist vielleicht sogar noch präsenter als bei den vorherigen Alben. Songs wie «Hallelujah Money» kritisieren den US-Präsidenten offenkundig mit Songtexten wie: «I thought the best way to protect our tree»/«Was to build a wall.»

Albarn und Hewlett bieten dem Hörer mit ihren 20 Tracks eine breite Palette von unterschiedlichen Genre-Inspirationen, gestützt von futuristischen Elektro-Beats. Die Vielfältigkeit widerspiegelt sich auch in den Künstlern, die im Album dabei sind: von Grace Jones über Danny Brown und Kelela bis zu Anthony Hamilton und vielen anderen.
Die Songs sind zwar in einer etwas chaotischen Reihenfolge platziert, die den Hörer immer wieder zurückholt. Doch ist die Absicht zu erkennen durch die sekundenlangen Interludes, die das Album in vier Passagen unterteilen. Der Effekt: man nimmt jeden Song als Einheit wahr.

Urteil

Wieder gelingt es Gorillaz, trotz der Konkurrenz der heutigen Technologie, modern zu bleiben und den Hörer in eine Sci-Fi-Welt zu schicken. Allerdings bleiben die Füsse durch die Songtexte mit den vielen verträumten Hinweisen auf das heutige politische Klima fest am Boden.

Anspieltipps

«Momentz feat. De La Soul» – ein tiefgreifender Tanzsong, den man im Club sowie auch zu Hause auf der Couch geniessen kann.

«Charger feat. Grace Jones» – wild, mit industriellen Klängen. Dazu noch Grace Jones, die dreckig lacht und als Geist auftritt.

«Busted and Blue» – träumerisch und nachdenklich über die technologische Welt, die uns als Menschen heute verbindet.

Live

Noch haben die Gorillaz keine Termine in der Schweiz angekündigt. Sollte sich dies ändern, erfährst du mit unserem Ticketalarm sofort davon.

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