Nur auf der Bühne böse: Alice Cooper liest privat täglich in der Bibel.

Er wird als Urvater des Schock-Rocks gefeiert. Doch Alice Cooper schockt gar nicht mehr. Aber das macht nichts.

Der Künstler

Alice Cooper ist schon seit den 70er-Jahren unterwegs und landete mit «Poison» oder «School’s Out» grosse Hits. Seine Konzerte waren halbe Horrorfilme, mehrmals liess er sich auf der Bühne köpfen und nutzte elektrische Stühle, Kunstblut und weitere Utensilien für seine Grusel-Auftritte. Alice Cooper auf der Bühne ist allerdings keineswegs Alice Cooper neben der Bühne. «Jim Morrison, Jimi Hendrix oder Kurt Cobain sind gestorben, weil sie zu jeder Zeit wie ihr Bühnencharakter sein wollten. Dafür haben sie gesoffen und Drogen genommen», sagt der 69-Jährige der «Berliner Morgenpost». «Als ich mit dem Saufen aufgehört habe, habe ich für mich entschieden: Ich will mit der Bühnenfigur Alice Cooper koexistieren. Ich will sie aber nicht ständig sein.» Nicht nur das: Der Schockrocker ist ein sehr gläubiger Christ: «Jesus hat noch nie zu mir gesagt: ‹Übrigens, du kannst kein Rockstar sein.› Er hat gesagt: ‹Wenn du Rockstar sein willst, sei der beste›», meint er. Und wer nun Schock-Rock mit Satan in Verbindung bringt, liegt falsch: «In meiner Show gibt es nichts Satanisches. Dort gibt es eine Menge schwarzen Humor und andere lustige Dinge. Blasphemische Aspekte wird es aber nie geben.»

Das Album

Sechs Jahre lang gab es keine neue Musik mehr von Alice Cooper. Mit «Paranormal» gibt der Rocker nun ein Album mit Nostalgiefaktor raus. Neben zehn neuen Titeln hat es nämlich auch zwei brandneue Songs und einen Mitschnitt eines Konzerts mit der originalen Alice-Cooper-Band. Für das Album hat sich Alice Cooper nicht lumpen lassen: U2-Drummer Larry Mullen und ZZ-Top-Gitarrist Billy Gibbons sind als Gastmusiker zu hören, das Album wurde von Bob Ezrin (Pink Floyd, Deep Purple u. a.) produziert.

Urteil

Zu allererst: Schockierend ist dieses Album keineswegs. Auf «Paranormal» sind melodiöse (Glam-)Rock-Songs zu hören, die manchmal mehr Rock ’n‘ Roll sind, manchmal klingen, als kämen sie direkt von der Broadway-Bühne. «Rocky Horror Show»? Das Einzige, was annähernd gruselig sein kann, sind die Liedtexte. Der Rest ist braver Rock, der zeitweise an ein Konzert einer Chilbi, zeitweise an ein Musical erinnert.

Anspieltipp

Rats: Punkiger Rock ’n‘ Roll-Song mit eingängigem Refrain. Gebt den Ratten, was sie wollen!

ALICE COOPER
Mi 29.11.17, Samsung Hall Zürich
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