Eigentlich zog der Solothurner nach Deutschland, um Schauspieler zu werden. Heute zählt Alain Frei zu den grossen Namen der deutschen Comedy-Landschaft und ist in vielen Fernsehsendungen zu sehen. Nur die Schweizer haben ihn noch nicht wirklich entdeckt. Wir besuchten Alain Frei an seinem Wohnort Köln.
Als ich im Frühling 2017 einen Auftritt von Chris Tall im deutschen Singen besuchte, staunte ich nicht schlecht, als Zuschauer mich immer wieder auf den Schweizer Comedian Alain Frei angesprochen hatten. Ich wusste nicht, wer das ist. In Deutschland ist Alain Frei (noch) viel bekannter als hierzulande. Er reist für seine Auftritte quer durchs Land, tritt in ARD- und RTL-Shows und dem Quatsch Comedy Club auf. Zeit, den Schweizer Comedian in seinem Wohnort Köln zu treffen.
Im traditionellen kölschen Brauhaus zur Malzmühle, wo einst auch Bill Clinton einkehrte, treffe ich den 34-Jährigen. «Ein echtes Glück, dass wir Zeit für diesen Termin gefunden haben», sagt er. «Ich stecke mitten in den Preview-Shows zu meinem neuen Programm.» Rund einen Monat nach unserem Termin feiert «Mach dich Frei» am 27. Oktober 2017 am Kölner Comedy-Festival Premiere.
Früher machte er sich über Schweizer in Deutschland lustig
Der Schweizer ist beliebt in Deutschland. Schon zwei Bühnenprogramme hat Frei in seinem Repertoire, oft macht er sich über die Eigenheiten der Schweizer und Deutschen lustig. «Im nächsten Programm ändert das ein wenig, da spreche ich nur etwa drei Minuten darüber», sagt er mir. Wir bestellen, wie sich das in Köln gehört, zwei Kölsch. «Eigentlich trinke ich kein Bier, aber das gehört zu einem richtigen Köln-Rundgang», meint er.
Nach Köln kam Frei über Umwege: Vor zwölf Jahren zog er der Liebe wegen nach Freiburg im Breisgau, ein paar Monate später ging es für seine Schauspielausbildung weiter nach Hamburg. Und vor vier Jahren einer anderen Liebe wegen nach Köln, wo er bis heute, mittlerweile als Single, lebt. «Das hören weder Schweizer noch Deutsche gern: Aber wir sind eigentlich gar nicht verschieden», erzählt er. An Deutschland gefalle ihm aber, dass es ein grosses und offenes Land mit vielen Möglichkeiten ist: «Besonders in Köln kann jeder sein Ding machen. Es ist aber nicht die schönste Stadt», sagt er lachend.
Den Drang, Leute zu unterhalten, hatte Frei schon als Kind. Er habe jede Bühne genutzt, an Weihnachten trat er vor der Familie auf. Deshalb spielte er auch immer mit dem Gedanken, Stand-up-Comedian zu werden: «Ein Freund überredete mich, am Talentwettbewerb im Quatsch Comedy Club teilzunehmen.» Es war Freis erster Auftritt, knapp schaffte er es nicht in die nächste Runde. Trotzdem wusste er, dass die Comedy sein Ding ist.
Chris Tall und Alain Frei pflegen eine gute Freundschaft
Ein halbes Jahr nachdem Frei mit Comedy angefangen hat, lernte er Chris Tall kennen. Tall ist mittlerweile ein grosser Name im deutschen Comedy-Business, füllt sogar ganze Hallen. Damals war er noch ganz am Anfang. Mehr durch Zufall lebte Alain Frei sogar mit Chris Tall zusammen. «Ich habe mich damals von meiner damaligen Freundin getrennt und brauchte Abstand, darum zog ich für zwei Monate zu Chris. Wir mussten uns sogar teilweise ein Bett teilen», sagt er und lacht. Es sei eine sehr gute Zeit gewesen, mit gemeinsamen Pizza-Essen und Videospielen. Trotzdem waren beide – aufgrund der vielen Auftritte – viel unterwegs. «Heute telefonieren wir wöchentlich.»
Nach dem Brauhaus-Besuch steht ein Spaziergang am Rheinufer zum Dom an. «Normalerweise sprechen mich pro Tag etwa 10 bis 15 Menschen täglich auf der Strasse an», erzählt Frei.
Frei vermisst das Ländliche der Schweiz
Manchmal vermisse er die ländliche Schweiz. «In Deutschland ist alles so gross. Aber Schweizer könnten manchmal einen Tick offener sein», sagt er. Seine Familie im solothurnischen Lauterbach sieht Alain Frei meist nur noch, wenn er beruflich hier ist: «Dann verbinde ich das. Wir telefonieren aber regelmässig.»
Den nächsten Auftritt in der Schweiz hat Frei mit der Comedy-Truppe von RebellComedy. Die Gruppe orientiert sich in ihren Shows am amerikanischen Stand-up und besteht aus Comedians mit marokkanischen, iranischen, türkischen und Schweizer Wurzeln. «Sie wurden anfangs belächelt. Ich fand sie cool und habe angefragt, ob ich auch mal bei ihnen auftreten darf. Und heute bin ich Mitglied der Gruppe.»
Er ist nur noch selten in Köln.
Wieso ist Frei also in Deutschland so erfolgreich unterwegs und in der Heimat noch eher unbekannt? «Hier bin ich in vielen TV-Shows zu sehen. In der Schweiz ergaben sich noch nicht viele Gelegenheiten», meint er.
Nur rund fünf Nächte pro Monat übernachtet Alain Frei in einer Wohnung in Köln. Unser Rundgang endet am weltbekannten Dom. «Ich treffe noch eine Freundin», verrät er. «Morgen geht es nach Süddeutschland zum nächsten Auftritt, da muss ich es mal ausnutzen, hier zu sein.» Da hat er recht.